Farbwiedergabeprobleme bei Filmaufnahmen: Was ist zu bevorzugen – LED oder HMI-Licht?

Als Lichtbildner und Filmer haben wir hin und wieder Probleme mit den Farben, besonders bei Personen in der Videotechnik. Wir haben relativ neue  HMI Lampen C-Light D 230 V, 150 W von Hensel (8 Stück) und 4 LED Leucht-Panels mit 600 LEDs, schon etwas älter (ca. 6 Jahre), die farblich nicht wirklich zusammenpassen. Wir Filmen in 4 K mit Sony Kameras und manchmal mit den Canon EOS 5D Mark IV Gehäusen mit Video Objektiven. Nun planen wir eine größere „Dauerlicht“ Investition. Was empfehlen sie, LED oder HMI?

Auf dem LED Markt scheint ja einiges in Bewegung sein, was meinen Sie? Noch etwas warten?

Im Gegensatz zur Fotografie, wo das Farbmanagement bis zur Druckmaschine reicht, ist im Bereich Film die „richtige“ Farb- und Kontrastwiedergabe ein echtes Problem. Kamera- und (Consumer-) Monitorhersteller halten sich häufig nicht oder nur sehr frei an einschlägige Normen und Empfehlungen zur Bildwiedergabe. Außerhalb einer Kinoprojektion via DCP, wo man von standardkonform kalibrierten Projektoren ausgehen sollte, ist daher die optimale Farbreproduktion durchaus mit Glücksspiel zu vergleichen. Ärgerlich, wenn es bei Corporate Design-Fragen auf den richtigen Farbton ankommt, aber leider nicht zu ändern. Entwickeln dann die zur Aufnahme verwendeten Lichtquellen zusätzlich noch ein farbliches Eigenleben, ist das Durcheinander perfekt :-).

Moderne Lichtquellen besitzen diskontinuierliche Spektren

Blick durch das Spektroskop. Oben: Das kontinuierliche Spektrum einer Halogenlampe. Unten: Das diskontinuierliche Linienspektrum einer Energiesparlampe. Visuell besitzen beide Lichtquellen eine vergleichbare Lichtfarbe, die Zusammensetzung des Lichts unterscheidet sich jedoch erheblich.

Sieht man von natürlichem Tages- und klassischem Kunstlicht ab, handelt es sich bei allen modernen Lichtquellen mehr oder weniger um diskontinuierliche Spektren. Sie bilden die angestrebte Lichtfarbe zwar nach, sind aber spektral nicht zwingend mit ihr identisch. Während das menschliche Auge hier sehr gutmütig reagiert, ist ein Aufnahmesensor deutlich pingeliger. Von daher ist es möglich und auch sehr wahrscheinlich, dass zwei eigentlich von der Farbtemperatur her zueinander passende Leuchten, die ihr Licht jedoch auf unterschiedliche Art und Weise erzeugen,  bei der fertigen Aufnahme nicht die selbe Farbwiedergabe aufweisen. Besonders kritisch ist hierbei der als Erinnerungsfarbe anzusehende menschliche Hautton. Meist liegen die Probleme in Grün- oder Purpur-Bereich, welche unter- oder überrepräsentiert scheinen.

Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass selbst hochwertige LED-Leuchten (Felloni von Dedo Weigert) bei der Hauttonwiedergabe Abweichungen zeigen, je nach dem, welche Kamera Verwendung findet. Offensichtlich gibt es in der Interpretation dieser diskontinuierlichen Spektren Unterschiede zwischen den Aufnahmesensoren verschiedener Hersteller.

Mischlicht vermeiden

In vielen Fällen lässt sich das durch Wahl eines geeigneten Weißabgleichs oder bei Log/RAW-Aufzeichnung über das Grading zufriedenstellend kompensieren. Problematisch wird es immer dann, wenn Quellen mit unterschiedlicher Lichterzeugung gemeinsam ein Motiv beleuchten. Klassiker ist hier das weiche LED-Aufhellicht innerhalb eines von natürlichem Tageslicht beleuchteten Raumes. Manchmal helfen die aus der analogen Fotografie bekannten CC-Filtermethoden in Gestalt von Plus/Minus Green (z.B. Lee 244 und folgende Foliennummern). Allerdings lässt sich bekanntlich nichts hineinfiltern, was im Ursprungslicht nicht vorhanden ist und zudem ist diese Vorgehensweise recht ungenau und zeitintensiv.

HMI-Tageslichtleuchte an einem Außendrehort

Prinzipiell besteht diese Mischlicht-Problematik auch bei HMI-Leuchten, wobei die Technik – zumindest bei Markenherstellern, wie Osram, Sylvania und Philips – auf Grund der langjährigen Erfahrung sehr ausgereift ist. Persönlich bevorzuge ich nach wie vor die älteren zweiseitig gesockelten Typen, da sich die  Farbtemperatur bei Lampenalterung meiner Erfahrung nach deutlich geringer ändert, als bei moderneren einseitig gesockelten Leuchtmitteln, mit denen ich in der Vergangenheit schön öfter mal Probleme hatte. Neue Leuchten für filmische Zwecke mit zweiseitigem Sockel gibt es meiner Kenntnis allerdings nicht mehr.

Bei dem in Hensel-C-Lights verbauten Leuchtmitteln handelt es sich zwar um Gasentladungslampen, jedoch nicht um klassische HMI-Technologie. Haupteinsatzgebiete des Sylvania BA 150 SE-Brenners sind wohl der Veranstaltungsbereich und die Architekturbeleuchtung. Schon allein auf Grund der meiner Kenntnis nach nicht oder nur eingeschränkt gegebenen Heißzündfähigkeit ist er im Bereich der Filmbeleuchtung nicht gebräuchlich. Wie es mit der Farbreproduktion aussieht, vermag ich daher aus eigener Anschauung nicht zu beurteilen. Da Hensel aber alles andere als ein Wald- und Wiesenhersteller ist, gehe ich davon aus, dass man dort weiß, was man tut.

Meine Empfehlungen

Bei anstehenden Investitionen zur Ergänzung eines bestehenden Beleuchtungsgeräteparks würde ich aktuell nach Leuchten Ausschau halten, deren Technologie den vorhanden Geräten möglichst nahe kommt. Im Falle Ihrer Hensel-Leuchten oder bei Verwendung des Halogen-Einstelllichts einer Blitzanlage für Filmzwecke wären das klassische Halogen- bzw. HMI-Leuchten.

Mit einer umfangreichen Neuinvestition im Sinne eines Austausch des Lichtparks würde ich mich aktuell noch zurückhalten. LED ist auch in diesem Segment ganz sicher die Zukunft, allerdings noch nicht final ausentwickelt.

Auf den Schattenwurf kommt es an

Typischer Schattenverlauf einer LED-Flächenleuchte ohne Diffusor. Deutlich zu erkennen ist die Treppchenbildung.

Hinzu kommt, dass das Angebot an wirklich hochwertigen LED-Leuchten aktuell noch recht eingeschränkt ist. Am ehesten sind es wohl Flächenleuchten diverser Bauformen, die als halbwegs ausgereift gelten dürfen, wobei der Übergangsbereich zwischen Licht und Schatten sowie der Schattenwurf selbst beachtenswerte Qualitätskriterien darstellen. Bei unzureichender Diffusion kommt es an Schattenkanten auch bei hochwertigen Leuchten zu unschönen Treppchenbildungen.

Bei Linsenscheinwerfern, die bei der Lichterzeugung eine möglichst punktförmige Quelle benötigen, habe ich – abgesehen von Dedo Weigert und ARRI – noch nichts gesehen, was mich überzeugt hätte.

ARRI dürfte hier (Stand 2/2018) etwas die Nase vorne haben: Kürzlich hatte ich eine LED-Stufe im Einsatz, die neben der üblichen Farbtemperaturvorwahl auch die Justage des Grün/Magenta-Bereichs ermöglichte. Das ist im Hinblick auf Mischlicht oder die Kombination verschiedener Lichtquellen ideal. Aber: Dass ARRI einen solchen Regler überhaupt einbaut und es nicht schafft ohne auszukommen, zeigt doch, dass die LED-Technik noch reichlich Entwicklungspotential bietet. Von daher erneut: Wenn kein dringender Investitionsbedarf besteht, würde ich abwarten.

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1 Kommentar

  1. Ein informativer Artikel. Die Entwicklung ist einfach so schnell. Mittlerweile sind die Skypanels ja Standard auf den meisten größeren Filmsets und jetzt kommt ja auch noch der ARRI Orbiter dazu.
    Ich habe inzwischen auch viele von meinen kleineren (500W – 1,2KW) HMIs in Rente geschickt und durch BiColor-LEDs ersetzt. Hier hat man einfach den Vorteil, dass man kaum noch Folien braucht und sich einfach die gewünschte Farbtemperatur einstellen kann. Bei größeren Aufträgen leihe ich mir aber trotzdem gerne noch die M18 dazu, hier hat man einfach noch einmal mehr Power. Aber die 1200W LEDs sind ja auch schon in den Startlöchern … spannende Zeiten.

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