Wie lässt sich ein Bildausschnitt vorausberechnen?

Alles über den Zusammenhang von Motivabstand, Brennweite und Bildausschnitt

Großaufnahme: Wie kann man einen solchen Bildausschnitt berechnen?

Lieber Kollege,
ich bin auf der Suche nach einer Formel, mit der ich errechnen kann, wie weit entfernt ich z.B. eine Sony EX3 platzieren kann, um bei ausgefahrenem Zoom noch eine Großaufnahme zu ermöglichen.

Um diese Frage zu beantworten und zu einer Formel zu finden, müssen wir zunächst einige Eckdaten definieren:

Wie groß ist eine Großaufnahme?

Jeder Fachmann weiß, was eine Großaufnahme ist. Fordert man jedoch dazu auf, einen entsprechenden Bildausschnitt an der Kamera einzustellen, werden wahrscheinlich recht unterschiedliche Ergebnisse zu sehen sein. Von daher muss zuerst definiert werden, wie groß eine Großaufnahme denn tatsächlich ist.

Meiner Einschätzung nach geht das am einfachsten über die Bildhöhe oder – wie im nachfolgenden Beispiel – über die Bildbreite.  Die Ermittlung des Wertes kann mit Hilfe eines Testaufbaus erfolgen: Nach Einrichten einer als angenehm empfundenen Großaufnahme wird die reale Breite des Bildausschnitts ausgemessen.

Wann ist der Zoom ausgefahren?

Da professionelle Kameras – auch die Sony EX3 – mit verschiedenen Objektiven bestückt sein können, hilft hier nur ein Blick auf die Objektivgravur. Doch die ist nicht wirklich genau. Insbesondere bei preiswerten Zooms und solchen, die primär für Fotoaufnahmen gedacht sind, verändert sich die tatsächliche Brennweite in Abhängigkeit zur eingestellten Entfernung und wird das Rechenergebnis immer ein wenig verfälschen.

Wie groß ist der Kamerasensor?

Je nach Kamera kommen Sensoren unterschiedlicher Größe und Abmessungen zum Einsatz. Wie groß der lichtempfindliche Bereich ist, lässt sich bei klassischen Filmkameras, elektronischen Kinokameras sowie bei DSLRs dem Handbuch entnehmen. Doch nicht immer wird die vorhandene lichtempfindliche Fläche vollständig für die Aufnahme verwendet. Wie groß der ausgelesene Bereich tatsächlich ausfällt, ist etwa bei der ARRI Alexa vom eingestellten Bildformat abhängig (vergl. hier). Manche Kameras verringern auch bei höheren Aufnahmebildfrequenzen die nominale Sensorgröße.

Bei klassischen Camcordern – zu dem auch die Sony EX3 gehört – gibt es eine weitere Hürde: Die Sensorgröße ist in Zoll angegeben (z.B. Sony EX3 1/2″). Die Zollangabe ist dabei nicht als exakten Wert zu interpretieren, sondern eher als Formfaktor. Im Detail kann es zwischen zwei Sensoren gleichen Formfaktors durchaus Unterschiede geben.

Wie muß die Frage lauten, um sie berechnen zu können?

In welchem Abstand vom Motiv muss eine Kamera mit definierter Sensorgröße platziert werden, um bei gegebener Brennweite eine bestimmte Motivbreite abzubilden?

In eine Formel gepackt heißt das:

[box]

Entfernung =Brennweite * Motivbreite / Sensorbreite

Brennweite in mm
Motivbreite (horizontaler Bildausschnitt) in cm
Sensorbreite in mm

[/box]

Das Ergebnis ist zunächst in Zentimeter. Für die praktische Arbeit sollte es durch 100 dividiert und so in Meter umgerechnet werden. Physikalisch gesehen entspricht das Ergebnis der Gegenstandsweite des Objektivs. Der Wert gilt deshalb nicht (wie beim Schärfeziehen) ab Sensor. Zweckmäßig (wenn auch nicht ganz genau) ist die Messung ab Frontlinse.

Selbst ausprobieren

Hier können Sie mit dieser Formel experimentieren. Bitte einen Punkt (.) als Dezimaltrennzeichen verwenden. Die voreingestellten Werte entsprechen ungefähr denen einer Sony EX3.

[box] [jazzy form=“bildausschnitt“] [/box]

Für die verwendete Sony EX3 finden sich in verschiedenen Quellen abweichende Daten, weshalb das Rechenergebnis zur Realität abweichen wird. Es ist allerdings möglich, die Formel auf eine bestimmte Kamera hin zu „eichen“, so dass die Fehlertoleranz sinkt:

Ermitteln Sie einmalig auf Basis eines realistischen Versuchsaufbaus die tatsächlichen Werte für Motivbreite und Abstand. Verändern Sie den nun Wert für die Sensorgröße so lange, bis die Formel ein realistisches Ergebnis liefert. Zukünftig arbeiten Sie bei dieser Kamera mit dem so ermittelten Wert.

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2 Kommentare

  1. Habe hier eben etwas versucht zu berechnen.
    Ich habe einen Vollformatsensor 36 mm, ein Objektiv 600 mm, möchte das Motiv auf dem Sensor 2 cm haben.
    Meine Eingaben = 2 cm, 600 mm, 36 mm, Ergebnis = 0.33 Meter
    Da kann etwas nicht stimmen

  2. Hallo Herr Fischer,
    vielen Dank für das Interesse an meiner Seite und Ihre Frage.

    Mit der hier veröffentlichten Formel berechnen Sie, bei welchem Kamera/Motivabstand ein Motiv von vorgegebener Breite die volle Sensorbreite ausnutzt. Bezogen auf Ihre Eingaben heißt das: Sie haben ein Motiv mit einer Bildbreite von 2 cm und möchten, dass es auf der gesamten Sensorbereite abgebildet wird. Unter diesen Voraussetzungen ist das Ergebnis plausibel, wenn auch wenig sinnvoll, wie Sie richtig bemerken.

    Alleine schon auf Grund der Naheinstellgrenze eines 600 mm-Objektivs wird es Ihnen kaum gelingen den gewünschten Abbildungsmaßstab von 1:1,8 zu erzielen.

    Von daher haben Sie also völlig recht, das stimmt etwas nicht. Allerdings liegt das nicht an der Formel selbst, sondern an dem Umstand, dass die Formel nicht für Ihre Fragestellung eignet. Was Sie vermutlich benötigen, sind typische Formeln zur Makrofotografie. Hier finden Sie die Grundlagen dazu:

    https://www.pc-magazin.de/ratgeber/optische-gesetze-nahaufnahmen-372112.html

    Und hier einige Rechner, die Ihnen möglicherweise weiterhelfen:
    https://www.elmar-baumann.de/fotografie/rechner/index.html

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