Sony a7III: Sensorfläche bei Filmaufnahmen

Foto: Sony

Ich nutze meine Sony a7iii vielfach zum Filmen. Wenn sie Videos in 4k aufnimmt, verwendet sie die gesamte Sensorgröße von 6k und skaliert diese im Videoformat auf 4k herunter. Funktioniert das Full HD, also bei 1920*1080 Pixeln, genauso? Wird bei einer Vollformatkamera mit 24 MP die gesamte Sensorgröße mit 6k verwendet und auf die viel kleinere Full HD-Auflösung herunterskaliert? Oder wird nur ein kleinerer Teil des Sensors, also der innere Teil des Sensors verwendet?

Dieses Thema ist deshalb so verwirrend, weil es bei der Sony a7iii auch die Möglichkeit gibt, in Super35-APS-C zu filmen (zum Beispiel um APS-C-Objektive zu verwenden). Im Zusammenhang mit Objektiven, denen bei Tests oft Randunschärfen nachgesagt werden, heißt es dann oft: „Das stört nur Fotografen, nicht aber Videofilmer.“ Dass Videofilmer nicht den vollen Bildausschnitt eines Objektivs nutzen, stimmt sicher bei Fullframe-Objektiven, die im APC-C-Modus verwendet werden: Es wird tatsächlich ein kleinerer Objektbereich genutzt. Aber wird beim Videofilmen in Full HD nicht auch der gesamte Sensor eingesetzt und herunterskaliert? Oder wird tatsächlich ein kleinerer Bereich des Sensors genutzt?
[/su_quote]N.K. aus Berlin

Erlauben Sie mir zunächst einen kurzen Exkurs zu den von Ihnen verwendeten Maßeinheiten MP und K. Insbesondere bei der K-Zahl gibt es viele Missverständnisse, die von den Marketing-Abteilungen der Hersteller weidlich ausgenutzt werden. Während Megapixel (MP) eine fest definierte Größe darstellt – eben die Anzahl vorhandener bzw. genutzter Pixel – ist dies bei einer K-Zahl nicht der Fall. Um eine K-Zahl zu interpretieren, braucht es mindestens zusätzlich eine Information über das Bildseitenverhältnis.

Angenommen, es gäbe einen Sensor, der nur aus nur einer Pixelreihe (6000 x 1 Pixel) bestünde. Diesen dürfte man, ebenso wie den Sensor der Sony a7III,  völlig korrekt als 6K-Sensor bezeichnen. Trotzdem wäre der Unterschied gewaltig: Die Sony bringt es auf 24 Megapixel, unser imaginärer Sensor gerade mal auf 0,006 Megapixel.

Zudem gehören die Marketingexperten der Hersteller nicht gerade zu den besten Erbsen-, respektive Pixelzählern: Zahlreiche Hersteller bewerben ihre Produkte mit 4K, meinen aber eigentlich die etwas kleinere UHD- („Ultra High Definition-„) Auflösung.

Das gilt auch für Ihre Sony a7III. Echtes 4K im Bildformat 16:9 entspricht 4096 x 2304 Pixeln (ca. 9,4 MP), tatsächlich aufgezeichnet wird jedoch nur in UHD, also 3840×2160 Pixel (ca. 8,3 MP). Visuell spielt der Unterschied von gut 1 MP keine Rolle. Fachlich korrekt ist es trotzdem nicht. Mehr über Megapixel und K erfahren Sie hier.

Nun zu Ihrer eigentlichen Frage:
Welche Sensorfläche für eine bestimmte Aufnahmefunktion genutzt wird, ist kameraspezifisch. Generelle Aussagen, die für alle Vollformatkameras gültig sind, ergeben daher keinen Sinn. In der Regel stimmen jedoch die Bildformate von Foto und Video nicht exakt überein. Schon allein aus diesem Grund geht bei Filmaufnahmen häufig Sensorfläche verloren.

Lt. der technischen Dokumentation besitzt die Sony a7III eine Pixelanzahl von 24 Megapixeln im Format 3:2 (6000 x 4000 Pixel). Um auf das filmübliche 16:9-Seitenverhältnis zu kommen, muss der Sensor oben und unten beschnitten werden. Hierdurch gehen ca. 4 Megapixel verloren (6000 x 3375 Pixel). Das entspricht etwa einem Flächenverlust von immerhin pi mal Daumen 17 %.

Ob – wie Sie schreiben – bei 4 K (eigentlich richtig wäre UHD) die maximal mögliche Sensorfläche genutzt wird, geht aus der technischen Dokumentation nicht eindeutig hervor. Sinngemäß gilt das auch für die Art und Weise, wie das FullHD-Bild generiert wird. Es gibt jedoch eine recht einfache Möglichkeit dies zu testen:

Dazu nutzen wir eine Eigenschaft aus, die Sie bestimmt schon einmal beobachtet haben, wenn Sie Ihre Kamera in den APS-C-Modus versetzt haben: Bei Verwendung eines vollformat-tauglichen Objektivs ergeben sich im APS-C-Modus trotz identischer Brennweite geringere Bildwinkel. Das Objektiv scheint also „teliger“ zu werden.

Eine Schreibtischunterlage taugt als einfache Testtafel für Bildwinkelvergleiche von Objektiven.

Stellen Sie die Kamera am besten auf ein Stativ. Jetzt brauchen Sie noch ein geeignetes Testmotiv. Das kann zum Beispiel eine Schreibtischunterlage mit Kästchenmuster sein, aber auch jedes andere Motiv, das exakte Rückschlüsse auf den Bildausschnitt zulässt. Wenn Sie zusätzlich noch zwei Lineale im rechten Winkel ins Bild legen, haben Sie einen Maßstab und können einen eventuellen Sensorverlust mit einfachen Geometrie- und Dreisatzkenntnissen zumindest überschlägig berechnen.

  1. Als Referenz machen Sie ein Foto in maximaler Auflösung im Bildformat 16:9. Dadurch kennen Sie den Bildausschnitt, der sich bei größtmöglicher Sensorausnutzung (20 MP) ergibt.
  2. Ohne die Kamera zu verschieben oder die Brennweite zu ändern, machen Sie jetzt noch zwei Filmaufnahmen – eine in UHD und eine weitere in FullHD.
  3. Im nächsten Schritt analysieren Sie die drei Aufnahmen mithilfe Ihres Schnittprogramms. Im Idealfall sollte der Bildausschnitt bei allen drei Aufnahmen identisch sein oder sich allenfalls marginal unterscheiden.
    Sind deutliche Unterschiede erkennbar ist das der Beweis dafür, dass eben nicht die volle Sensorfläche bildwirksam war: Je kleiner der Bildausschnitt, desto großer die ungenutzte Sensorfläche.

PS: Ein Nachsatz für die Erbsen- und Pixelzähler: Streng genommen fehlen dem Sony Sensor genau 144 horizontale Pixel, um als echter 6K Sensor gelten zu dürfen.

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