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Drehen mit 24p: Wie kann man Lichtflickern vermeiden?

Bei Aufnahmen mit 24p habe ich bei der Canon EOS C100 bemerkt, dass bei manchen Motiven ein dunkler Balken durchs Bild läuft. Woran liegt das und wie lässt es sich vermeiden?

Die allgemeine Formel für die Wahl der Standard-Belichtungszeit lautet:

Bildfrequenz * 2 = Nenner der Belichtungszeit

Bei 24 B/Sek. liegt damit die optimale Belichtungszeit bei 1/48 Sekunde. Prinzipiell ist dieser Wert völlig korrekt. Leider passt er nicht ganz zur europäischen Netzfrequenz (50 Hz).

Werden Lichtquellen zur Beleuchtung verwendet, die der Netzfrequenz folgen (HMI, Energiesparlampen, Leuchtstoffröhren, Wechselstrom-LEDs etc.), kommt es zu Helligkeitsschwankungen [1] im Bild. Nicht davon betroffen sind Glühlichtquellen, also Kunstlichtscheinwerfer, „Glühbirnen“ – kurz, alle Temperaturstrahler.

Prinzipiell tritt das Problem bei entsprechender Beleuchtung immer auf – egal mit welcher Kamera gedreht wird. Selbst Filmkameras sind davon betroffen. Allerdings ist es nicht immer gleichermaßen gut sichtbar.

Bei klassischen Filmkameras und Videokameras mit CCD-Bildwandler pulsiert die Helligkeit des Gesamtbildes. Die Stärke dieses Lichtflickerns hängt von der Größe der Abweichung zwischen Netzfrequenz und Belichtungszeit ab. Bei einer Belichtungszeit von 1/48 Sekunde (=48 Hz)  ist diese relativ gering, weshalb es oft gar nicht auffällt.

Kameras mit CMOS-Sensor reagieren weniger gutmütig: Ein schwarzer Schatten scheint durch das Bild zu laufen. Besonders auffällig wird das bei homogenen Flächen im mittleren Helligkeitsbereich:

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Ursächlich ist der bei CMOS-Sensoren übliche Rolling Shutter. [4]

Abhilfe ist prinzipiell relativ einfach möglich: Wählen Sie eine Belichtungszeit, die mit der Netzfrequenz harmonisiert, also 1/25, 1/50 (optimal), 1/100 Sekunde. Kürzere Belichtungszeiten sind nicht mehr geeignet.

Leider haben manche Kamerahersteller diesen Umstand nicht berücksichtigt. Dazu zählt auch Canon bei seiner Cinema EOS-Modellreihe. Im 24p-Modus werden diese Shutter-Einstellungen schlicht und einfach nicht angeboten. Mit einem kleinen Eingriff ins Kameramenü geht es natürlich trotzdem: Wählen Sie den Clearscan-Modus des Shutters. Er ist normalerweise dafür gedacht, um etwa bei Röhrenmonitoren durchlaufende Balken zu vermeiden und erlaubt sehr feine Veränderungen der Belichtungszeit.

Es gibt aber noch einen deutlich schnelleren Weg: Bei manchen Kameras – auch bei den Canon Geräten – lässt sich die Belichtungszeit in Winkelgraden einstellen. Diese Methode war bei klassischen Filmkameras üblich. Ein Offensektor von 172,8° entspricht bei 24 Bildern/Sekunde einer Belichtungszeit von exakt 1/50 Sekunde (Filmkamerabesitzer erfahren hier mehr [5]).

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Mehr dazu im Internet:

derlichtpeter.de [6] – Den Flimmerkisten auf den Zahn gefühlt
Hervorragende Seite von Dipl.Ing. Peter Erwin zum Flimmern von Allgebrauchslampen mit LEDs

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